Ich habe die Hacienda wieder furs Wochenende verlassen um mein bisher grosstes Abenteuer anzugehen. Gemeinsam mit einem Guide versuche ich den Vulkan Chimborazo zu erklimmen.
Vulkan Chimborazo von San Jorge nahe der Hacienda
Das Abenteuer startet damit, dass ich noch eine Nacht zur Akklimitasion auf 3850m in der Casa Condor verbringen will. Ich nehme wieder einen bus, es ist bereits finster, sage wo ich hinwill. Der Bus fahrt den Vulkan hoch. Ich werde an der Strasse im Nirgendwo ausgesetzt. Gehe, wiedereinmal im Regen, in die besagte Richtung. Endlich Lichter im dunklen ... jedoch das falsche Haus. Ich muss zuruck zur Strasse und weiter bergab. Die Wolken hangen dicht uber mir ... was das ganze noch dramatischer macht. Ich beeil mich also, komme endlich zu ein paar Hausern mit Licht. Frage mich bei den Leuten durch indem ich sie von der Strasse aus aus dem Haus rufe. Nachdem ich endlich den Herren mit dem Schlussel gefunden habe, kann ich abendessen und schlafen gehen.
In der Nacht habe ich Magenkrampfe und schlimmen Durchfall. Am nachsten Morgen erweist sich das kleine Dorf mit ca 10 Hausern als allereinfachstes Bergdorf. Der Schlusselmann hat zum Gluck ein Handy. Gemeinsam gehen wir einen Hugel hoch um Empfang zu haben und ich kann den Guide anrufen um Medikamente mitzubringen.
Bauernhaus in der nahe meiner Unterkunft in der Casa Condor
Mit dem Guide Patricio fahre ich auf 4800m. Wir checken Equipment, ich nehme die Tabletten und hoch gehts auf 5000m zum Refugio Whymper. Die Sonne scheint und es ist unfassbar heiss. Schnee liegt uberall, nur grosse Steine sind frei, sie sind richtig heiss von der Sonne. Patricio zeigt mir die Route ... ich kann nicht glauben, dass man dort hochgehen kann. Abendessen um 17 und schlafen ab 18 Uhr.
nicht der Gipfel, aber der Weg fuhrt uber den "Hugel" vom Refugio Whymper
Um 22 Uhr Fruhstuck und um 23 starten wir die Besteigung. Ausgestattet mit Helm, Huftgurt, Seil, Eisaxt und Steigeisen gehen wir durch eine wunderschon ruhige Nacht. Der Mond erleuchtet den Berg und mir ist eigentlich warm. Ich gehe locker knapp hinter dem Guide. nach ca 1,5h in der 2ten Pause legen wir die Steigeisen an. Wir kommen bald zu einem steilen Stuck und seilen uns deswegen an. Mit kleinen Schritten gehts hoch. Als wir zu einem Kamm kommen frischt der Wind ein wenig auf und es wird kuhler. Bald befinden wir uns nur noch auf Schnee, es ist sehr steil und absolut kein Ende in Sicht. Der Abstand zum Guide wird langsam grosser, mir wird kalt und ich werde mude. Das Eis-Schnee gemisch bricht oft unter meinen Fussen weg ... daran verzweifle ich fast. Nicht nur, dass der Schritt umsonst war, dadurch bildet sich auch eine Stufe auf die man erst wieder rauf steigen muss ... oftmals bricht auch die unter mir ein.
Ich muss mir oft Pausen nehmen in denen mein Herz rast, ich nach Luft ringe und auf der Stelle einschlafen konnte. Ich schliesse oft die Augen ... meist werde ich durch ruckeln am Seil und den netten Worten "Vamos Senor!" zum weitergehen gebracht. Mein Magen spielt auch verruckt ... ich kann nichts Essen, Trinken ist anstrengend, ... ausserdem weis ich nicht ob er Hunger, Durst, Schmerzen, Krampfe oder Ubelkeit vor Anstrengung hat. Bei ca 5800m sitze ich im Schnee und kann mich nicht mehr erholen, ich sage Patricio ich kann nicht mehr ... er zerrt am Seil und brullt "Venga, venga!" (Komm, komm!). Ich muhe mich auf und schleppe mich elends langsam auf allen Vieren zu ihm hoch. Ich zittere vor Kalte, er gibt mir seine Handschuhe, verstaut meinen Rucksack im Schnee, gibt mir seinen Wanderstock, noch ein paar Schluck eiskaltes Gatorade und weiter gehts. Ich kanns kaum glauben, aber plotzlich kann ich wieder Schritt halten. Ich gehe und gehe, brauche fur so manchen Schritt gefuhlte 5 Sekunden. Kaum zu glauben, aber es wird endlich flacher ... ich kann den Gipfel sehen ... es ist ein weisser Hugel ... leider nicht der auf den wir zuerst kommen, um wieder zu trinken und das Seil abzulegen.
Wir gehen weiter, Patricio nimmt meine Kamera und geht voraus, ich kann ihm unmoglich folgen. Der kleine, nahe Hugel erweist sich als weitere Herausforderung. Ich schnaufe und muhe mich weiter. Nach einer weiteren Stunde stehe ich endlich oben. Es ist 6 Uhr morgens ... 7h und 1300 Hohenmeter schlimmste Schinderei. Ich kanns einfach nicht fassen, dass ich tatsachlich doch noch hier oben stehe.
Der Vulkan Chimborazo ist mit 6310m nicht nur der hochste Berg Ecuadors. Aufgrund der ellipsoiden Form der Erde ist es der Punkt der am weitesten vom Erdmittelpunkt entfernt ist und somit auch der Sonne am nachsten. Die Spitze des Mount Everest ist um ca. 2km der Erdmitte naher ... ware es nicht so bewolkt, hatt ich auf den Winzling runterschauen konnen :)
am Gipfel: ich kanns weder realisieren noch geniessen
Meine Knie zittern heftig, meine Finger schmerzen weil sie gerade warm werden, trotzdem ist mir eiskalt, mein Magen kennt sich nicht aus und mir druckts leicht die Tranen raus ... aus welchem Grund ... keine Ahnung ... Schmerz, Erleichterung, Kalte, etc. ... doch am liebsten wurde ich mich hinlegen und schlafen.
Beim Abstieg gehe ich, wieder am Seil, voraus. Es geht rasant runter ... schnell sind wir bei meinem Rucksack und ich kann wieder Tee statt gefrorenem Gatorade trinken. Ich fuhl mich endlich wieder gut. Das letzte Stuck, das nicht so steil ist und man einfach runter laufen kann, ist wieder sehr anstrengend. Nach 2h Abstieg bin ich totmude zuruck in der Hutte.
Zuruck in Riobamba gibts plotzlich keinen Bus mehr. Bisher bin ich immer einem nach Quito gefahren und einfach ausgestiegen wo ich raus musste, ohne irgendein Problem. Die Busse halten auch uberall um Leute ein- oder aussteigen zu lassen. Ich zucke fast aus auf dem bescheuerten Busbahnhof ... jeder den ich Frage gibt eine andere Auskunft. Letztlich steige ich ohne zu fragen einfach in einen Quitobus ein, zahle wie ublich im Bus und steige aus wo ich will.
Endlich auf der Hacienda lege ich mich fur mehr als 13 Stunden schlafen und werde fast fit wie immer munter.
Stark!
AntwortenLöschenViele Grüße,
Henner
na serwas!
AntwortenLöschendaß du solche Abenteuer vor hast, hab i ja gar net gewußt!
gratuliere, aber bist du deppat, willst jetzt an film drahn oder was?
na gratuliere!
AntwortenLöschendas mit den 2 km vom Mt.Everest mußt du mir noch mal erklären!
heißt das, daß der Nord- oder Südpol Meeresniveau um mehrere Kilometer näher dem Erdmittelpunkt sind als der Äquator?
Da muß ich aber genau nachlesen, ich hätt nicht gewußt, dass da so ein großer Unterschied is
weiterhin viel Spaß und Durchhaltevermögen bei deinen Vorhaben
irmi